AG Eikenaar

Wir kombinieren Studien an wildlebenden Vögeln mit Studien an dauerhaft in Haltung befindlichen Vögeln um die endokrine Regulation des Zugverhaltens und die physiologischen Anpassungen sowie dessen Auswirkungen auf das Zuggeschehen zu verstehen. Unsere Studien fokussieren die Zwischenhalte an Rastplätzen, welche Phasen für Erholung und Auffüllung der Energiereserven zwischen Flugperioden darstellen. Studien im Freiland werden auf Helgoland durchgeführt, einer kleinen Insel in der Nordsee etwa 50 km entfernt von der Deutschen Küstenlinie, die von einer Vielzahl an Zugvögel als Rastplatz genutzt wird. Im Labor am Institut für Vogelforschung (IfV) können wir durch Fasten und anschließende Futterzugabe das Zugverhalten mit Zwischenstops an gehaltenen Vögeln simulieren.

Einige der Fragestellungen sind:

Ist die Entscheidung, von einem Zwischenhalt bzw. Rastplatz weiterzuziehen, durch Corticosteron und/oder Ghrelin beeinflusst?

Durch das Anbringen von Radiotransmittern können wir die Dauer des Zwischenhaltes und die Zeit des Abzuges innerhalb der Nacht von Helgoland bestimmen und dies in Zusammenhang mit Hormonkonzentrationen bringen. Dabei kontrollieren wir auch für externe und interne Faktoren wie Wetterparameter und Körperkondition (Fettwert).

Sind Unterschiede in der Zugstrategie auch in der Physiologie der Vögel widergespiegelt?

Wir untersuchen die physiologischen Parameter der konstitutiven Immunfunktion der Vögel, der immer präsenten ersten Abwehrlinie des Immunsystems, und ihrem Oxidativen Status, der Balance zwischen schädlichen Prooxidantien und schützenden Antioxidantien. Helgoland beherbergt eine ortstreue und nicht ziehende Population von Amseln, dient aber auch gleichermaßen als Zwischenhalt und Rastplatz für migrierende Artgenossen. Dies bedeutet, dass wir die Physiologie der ziehenden und nicht ziehenden Individuen am gleichen Ort zur gleichen Zeit untersuchen und vergleichen können. Auf Artebene vergleichen wir den physiologischen Status der Vögel, denen unterschiedliche physiologische Herausforderungen entgegenstehen, wie Zugdistanz oder die Dauer individueller Flüge.

Können sich Zugvögel an einem Rastplatz von physiologisch anstrengenden Flügen erholen?

Flüge während der Migration sind nicht nur energetisch, sondern auch physiologisch extrem herausfordernd. Die Flüge führen zur Produktion von Prooxidantien, die oxidative Schäden an Lipiden, Proteinen und der DNA verstärken. Gleichzeitig schwächt der Flug die konstitutive Immunfunktion. Deshalb erscheint es plausibel, dass Zugvögel während der Zwischenhalte nicht nur ihre Energiereserven auffüllen, sondern sich auch physiologisch erholen. Wir versuchen diese Frage mit longitudinalen (inner-individuellen) Daten des oxidativen und immunologischen Status der Zugvögel zu beantworten.